Warnfunktion Schmerz
Schmerz ist in den meisten Fällen eine Art Frühwarnsystem des Körpers. Er zeigt an, wenn etwas nicht in Ordnung ist – zum Beispiel bei Verspannungen, Krankheiten oder Verletzungen. Normalerweise klingen die Schmerzen nach einiger Zeit von selbst wieder ab.
Manchmal können starke Schmerzen länger bestehen bleiben und Veränderungen im Gehirn und Rückenmark verursachen, sodass Betroffene bereits auf leichte Reize mit Beschwerden reagieren. In solchen Fällen können Schmerzen bestehen bleiben, obwohl der ursprüngliche Auslöser längst verschwunden ist. Dann verlieren die Schmerzen weitgehend ihre Warnfunktion und entwickeln sich zu einer eigenständigen Krankheit.
Langanhaltende körperliche Schmerzen können Antriebslosigkeit, sozialen Rückzug und Hoffnungslosigkeit auslösen oder verstärken, was wiederum depressive Symptome begünstigen kann. Ob dies geschieht, hängt von individuellen Faktoren ab, unter anderem von seelischen Belastungen wie Stress im Beruf oder im privaten Umfeld. Manche Betroffene fühlen sich verzweifelt, traurig oder ängstlich – Gefühle, die die Beschwerden zusätzlich verstärken können.
Deshalb werden im Rahmen Ihrer Behandlung auch regelmäßig Fragen zu Ihrer Stimmung und psychischen Verfassung gestellt. So kann Ihr Behandlungsteam mögliche Einflüsse auf den Schmerz erkennen und in die Therapie einbeziehen.
Was ist Schmerz?
Nach der Begriffserklärung der Weltschmerzorganisation (IASP = International Associaction for the Study of Pain) ist:
"Schmerz ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird."
Diese Begriffserklärung ist seit vielen Jahren anerkannt und beschreibt die verschiedenen Aspekte, die das Erleben von Schmerz beeinflussen.
Das Bio-Psycho-Soziale Modell zur Entstehung von chronischen Schmerzen
Bei der Entstehung chronischer Schmerzen wirken immer biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Diese drei Bereiche können sich überschneiden und gegenseitig beeinflussen. Der Beginn einer chronischen Schmerzstörung kann von jedem der drei Bereiche ausgehen.
Bei chronischen primären Schmerzen tritt der Schmerz als eigenständige Erkrankung auf und ist nicht nur eine Folge von Gewebeschädigungen oder organischen Grunderkrankungen.
Auf dieser Grundlage ist eine Therapie nur dann wirksam, wenn alle drei Dimensionen – biologisch, psychologisch und sozial – berücksichtigt werden. Ein multimodaler Behandlungsansatz, der alle Faktoren einbezieht, ist daher ein zentraler Bestandteil der Schmerztherapie.
Folgen chronischer Schmerzen
Wer unter chronischen Schmerzen leidet, ist auch psychisch oft stark belastet. Stress, Anspannung und Angst – Gefühle, die Patienten und Patientinnen mit chronischen Schmerzen nur zu gut kennen – können dazu führen, dass sie sich schonen, Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte einschränken oder sogar ganz aufgeben. Dies kann das Risiko für die Entstehung einer Depression erhöhen. Auch Schlafstörungen, Angststörungen und Belastungsstörungen können auftreten.
Die gute Nachricht:
Patienten und Patientinnen mit chronischen Schmerzen sollten sich auf kleine Fortschritte in der Therapie einstellen. Eine schnelle und vollständige Schmerzlinderung ist oft nicht möglich. Ziel ist vielmehr, die Schmerzen kontrollierbar zu machen und auf ein tolerierbares Maß zu reduzieren. Der Fokus liegt darauf, Lebensqualität aufzubauen und zurückzugewinnen.